Irgendwann im August diesen Jahres war es dann soweit. Ich habe die Führung in der Kilometerstatistik im Fahrtenbuch des Wiking übernommen. Da ist erstmal nichts Schlimmes dran, zeigt es doch lediglich, dass ich ab und zu ganz gerne selbst ins Boots steige, um zu rudern. Es zeigt auch, dass ich meine geruderten (und auch einige gesteuerte) Kilometer gewissenhaft ins Fahrtenbuch eintrage.
Vor der Fahrt trägt man sich ein (Bootsname, Mannschaft, Abfahrtszeit, Fahrtziel, etc.) und nach der Fahrt, wenn alles (und damit ist nicht nur das Boot selbst gemeint, sondern auch Riemen oder Skulls, Flagge, Steuer etc.) verstaut ist, trägt man sich wieder aus. Dazu gehören die Ankunftszeit und die geruderten Kilometer.
So hat es mir jedenfalls mein erster Trainer beigebracht. Das Fahrtenbuch dient dem Nachweis der geruderten Kilometer. Am Ende des Ruderjahres werden dann die Kilometerpreise und Fahrtenabzeichen vergeben. Es dient aber auch der Sicherheit der Mitglieder, die eine Ausfahrt auf dem Kanal oder die Spree unternehmen. Es kann ja sein, dass da zufällig ein Mitglied nach Sonnenuntergang im Bootshaus vorbeikommt und liest im Fahrtenbuch, dass da noch ein Boot unterwegs ist. Dann könnte es nachgucken, ob das Boot wirklich noch nicht auf seinem Platz in der Bootshalle liegt oder eventuell noch auf dem Wasser ist. Und falls dann die Abfahrtszeit schon recht weit zurückliegt, könnte es dann eventuell Nachforschungen über den Verbleib von Mannschaft und Boot anstellen und so vielleicht einen Beitrag zur Rettung von Leib und Leben eines in Not geratenen Wikingers leisten. Und falls da wirklich etwas passiert sein sollte, dann ist das Fahrtenbuch in unserem Bootshaus der Nachweis für die Versicherung, dass die Ausfahrt auch wirklich als Vereinsveranstaltung gilt und im Schadensfall damit entsprechend versichert ist.
Apropos Schaden. Es kommt ja auch schon mal vor, dass während der Ausfahrt etwas am Boot kaputt geht. Das ist kein Beinbruch, es sollte allerdings gemeldet werden. Auch hier ist das Fahrtenbuch der Ort, wo man einen Schaden melden kann. Wenn die Fahrt jedoch nicht eingetragen wird und das Boot nach der Fahrt einfach wieder ins Regal gelegt wird, dann kann niemand nachvollziehen, wer den Schaden wann verursacht hat. Und dann kommt es schon mal vor, dass ein Boot wochenlang mit einer lockeren Kielleiste, abgeplatztem Gelcoat, gebrochenem Spant und ähnlichen unerfreulichen Schäden gerudert wird und sich niemand dafür zuständig fühlt.
Am Ende waren das dann wieder die Heinzelmännchen, die das gemacht haben. Aber, liebe Wikinger, die Heinzelmännchen gibt es nur in Köln. Das Bootsmaterial wird mitnichten besser, wenn es in schadhaftem Zustand gerudert wird. Am Ende wird es für mehrere Wochen stillgelegt, um repariert zu werden. Wenn das dann noch im Sommer geschieht, wo alle rudern wollen, entsteht dann ein Engpass an verfügbarem Bootsmaterial und die Unzufriedenheit steigt….
Das folgende Bild zeigt den Bug der Rudolf Moll, wo ein ziemliches Stück Gelcoat abgeplatzt ist. Die Schrammen darum herum deuten darauf hin, dass es zu einer Kollision mit der Uferböschung gekommen sein muss. Von Schadensmeldung im Fahrtenbuch keine Spur…
Man kann anhand des Fahrtenbuches auch feststellen, wieviel die Boote tatsächlich genutzt werden. Es kommt ja ab und zu mal vor, dass sich der Verein ein neues Boot anschaffen möchte. Dann überlegt man sich, wo am meisten Bedarf besteht (Rennruderabteilung, Breitensport, etc.). Gewöhnlich möchte die Rennruderabteilung das beste und neueste Material haben, und davon möglichst immer noch mehr. Gucken wir uns aber mal die Statistik im Fahrtenbuch an, dann stellen wir fest, dass die Rennboote gewöhnlich sehr wenige Kilometer unter dem Kiel haben. Das liegt entweder daran, dass sie tatsächlich nicht so viel gerudert werden, oder aber (das ist meine Vermutung) die Fahrten werden aus Bequemlichkeit gar nicht erst ins Fahrtenbuch eingetragen. Jedenfalls kann es bei wenig dokumentierten Kilometern zu Argumentationsschwierigkeiten kommen, wenn da noch mehr Material für die Rennruderabteilung angeschafft werden soll.
Also, liebe Wikinger, tragt bitte sämtliche Fahrten ins Fahrtenbuch ein, damit es eine umfassende Übersicht über unsere Aktivitäten auf dem Wasser gibt.
Also, liebe Wikinger, etwas mehr Gewissenheit ist hier angebracht. Es kann ja nicht angehen, dass ein abgehalfterter Mastersruderer (oder auch ambitionierter Breitensportler) die Rennruderer in der Kilometerstatistik abzieht. Es dient insgesamt der besseren Übersicht unserer Aktivitäten auf dem Wasser.
MOK